Künstliche Intelligenz (KI) - der wichtige Motor für zukünftige Veränderungen
Die neue deutsche Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu stärken. Künstliche Intelligenz (KI) wird dabei als wichtiger Motor für Veränderungen angesehen.
Jacqueline Fechner, welche Rolle spielt KI aus Ihrer Sicht für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen?
KI hat das Potenzial, Wachstum und Wandel der deutschen Wirtschaft entscheidend voranzutreiben. Der Reifegrad macht es uns heute möglich, KI in Unternehmen jeder Größe einzusetzen und die gesamte Wertschöpfungskette zu stärken. Das Know-how von DXC basiert dabei auf einem jahrzehntelangen Erfahrungsschatz – beispielsweise aus der in Deutschland besonders wichtigen Automobilindustrie. Wir arbeiten seit langem eng mit führenden Herstellern wie Mercedes-Benz, Porsche und Volkswagen zusammen. Mit KI-gestützten Systemen sind wir dabei, die Zukunft der Mobilität mit personalisierten, intelligenten Interaktionen für Fahrer und Passagiere zu entwickeln. Unsere mehr als 3.500 Automobilexperten setzen dabei weltweit DXC-Spitzentechnologie ein, mit der mehr als 50 Millionen Fahrzeuge weltweit auf den Straßen unterwegs sind. Insgesamt setzen acht der zehn größten Automobilhersteller auf DXC-Technologie.
Wie sieht es in anderen Branchen aus?
Wir beobachten derzeit, dass sich das Tempo der KI-Innovation exponentiell beschleunigt. Experten sprechen gerne von einem ´goldenem Zeitalter´ der technologischen Disruption. Unternehmen verschiedenster Branchen arbeiten daran herauszufinden, wie KI das eigene Geschäftsmodell bereichern könnte: Bei Finanzdienstleistungen ermöglicht KI schnellere und genauere Kreditentscheidungen und Risikobewertungen. Versicherer nutzen sie, um Policen präziser zu kalkulieren, während KI im Gesundheitswesen bei klinischen Entscheidungen hilft. Der Kreativität und Experimentierfreude sind kaum Grenzen gesetzt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir durch KI eine Demokratisierung des Wissens erleben. Wir können mit wenigen Handgriffen auf kollektives globales Wissen und Erfahrung zurückgreifen und so die Wettbewerbsbedingungen branchenübergreifend verbessern.
Was macht die KI von heute so besonders?
KI hat sich sprunghaft weiterentwickelt. Die klassische Business Intelligence und Analytik wird jetzt um generative und agentenbasierte KI erweitert. Der Unterschied: Frühe KI-Modelle waren nur so gut wie die in sie eingespeisten Daten und erforderten eine sorgfältige Bereinigung, Verwaltung und Validierung. Dies machte die Einführung langsam, kostspielig und weitgehend auf große Unternehmen beschränkt.
Mit generativer KI (GenAI) öffnet sich eine neue Welt von Möglichkeiten. Die großen Sprachmodelle von ChatGPT, Claude und Copilot sind jedem zugänglich, der über einen Rechner und eine Internetverbindung verfügt. Die KI bietet leistungsstarke Funktionen an, mit denen sich ein Kosmos von Daten sofort verarbeiten lässt. Innovation wird dadurch nicht mehr durch das Budget begrenzt, sondern durch Vorstellungskraft, Strategie und Fähigkeiten, neue Tools sinnvoll einzusetzen.
DXC unterstützt Kunden in dieser Transformation mit seiner Erfahrung, GenAI möglichst schnell in der eigenen Organisation einzusetzen. So haben wir etwa einem Versicherungsunternehmen geholfen, in nur 30 Tagen einen neuen GenAI-gestützten Chatbot zu entwickeln, der es menschlichen Agenten leicht macht, schneller und präziser auf Kundenanfragen zu antworten, indem er Tausende von Dokumenten in Minutenschnelle analysiert.
In der praktischen Anwendung zeigt sich: Die agentenbasierte KI ist in der Lage, selbstständig Ziele zu setzen, Entscheidungen zu treffen und Maßnahmen zu ergreifen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Tools agiert die agentenbasierte KI also als proaktiver Mitarbeiter, der die Produktivität steigert und Erkenntnisse in allen Unternehmensbereichen generiert. Im Kundenservice kann die KI verschiedenste Aufgaben selbstständig einordnen und lösen. In Lieferketten kann sie die Nachfrage prognostizieren, die Logistik umleiten und mit Lieferanten in Echtzeit verhandeln. Sie kann sogar weitere KI-Modelle erstellen. Dies markiert einen tiefgreifenden Wandel von der Verwendung von KI als Werkzeug hin zur Zusammenarbeit mit ihr als technologischer Partner bei der Transformation.
Würden Sie sagen, dass es in Zukunft auch einen bestimmten Typ von Führungskraft braucht, um KI voranzutreiben? Brauchen wir vielleicht mehr junge Menschen?
Ich glaube nicht, dass es altersabhängig ist. In der Ära der KI muss man lernen, schnell zu scheitern und sich anschließend mit einem neuen Ansatz auszurichten. Das braucht Schulung. So lässt sich sicherstellen, dass KI im gesamten Unternehmen eingesetzt wird. Benötigt werden insbesondere Führungskräfte, die unternehmerisch denken und an kontinuierliches Lernen und Lehren glauben. Die erfolgreichsten Führungskräfte von heute sind extrem Co-kreativ und kooperativ und ermutigen ihre Mitarbeiter, Risiken einzugehen. Sie verfügen über die Fähigkeiten und Werkzeuge, um Ideen und Wissen nicht nur aus ihrem eigenen Unternehmen, sondern aus ganzen Branchen, Ökosystemen und globalen Gemeinschaften zu nutzen.
Was haben Sie bei DXC, also in ihrem eigenen Unternehmen, über die Transformation gelernt?
DXC ist ein sehr großes Unternehmen mit 120.000 Mitarbeitern, die in mehr als 70 Ländern tätig sind. Wir denken daher immer über die Skalierung von Innovationen auf Unternehmensebene nach. Ein wichtiges Merkmal des organisatorischen Wandels ist eine unternehmerische Wachstumsmentalität bei allen Mitarbeitern. Wir befinden uns in der Anfangsphase der Auswirkungen von KI. Alle Unternehmen, die nicht in der Lage sind sich schnell und innovativ zu verändern, werden zurückbleiben. Es ist von entscheidender Bedeutung, eine Kultur der - wie wir es nennen - „Super-Lerner“ zu haben. Gemeint sind damit Teams, die neugierig und agil sind und sich ständig weiterentwickeln. Unsere Teams sind ständig dabei, neue Technologien zu nutzen, damit wir die Produktivität und Effektivität in großem Umfang verbessern lernen.
Schauen wir abschließend auf das Thema „Sicherheit“. Die staatliche Regulierung beim Einsatz von KI unterscheiden sich je nach Region erheblich. Wie sehen Sie das?
Mit dem "AI-Act" hat die Europäische Union das weltweit erste KI-Gesetz verabschiedet. Die Verordnung regelt einen einheitlichen Rahmen für den Einsatz von künstlicher Intelligenz in der EU. Dieser Rahmen bietet in dieser Hinsicht Schutz und schafft darüber hinaus auch ein Bewusstsein dafür, wie man über KI denken sollte. Bei KI handelt es sich ja nicht um eine fertige Lösung. Deshalb benötigt eine sichere, gesetzeskonforme Bereitstellung menschliche Aufsicht. Um KI-Erfolge für eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit voranzutreiben gehört es dazu, dass die branchen- und regionalspezifischen Vorschriften erfüllt und gleichzeitig die Anforderungen an die digitale Souveränität beachtet werden. Das gelingt nur mit dem nötigen Know-how und abgesicherten Partnerschaften. DXC ist der bevorzugte Partner vieler Branchenführer weltweit, um sicherzustellen, dass KI so eingesetzt wird, dass sie für ein bestimmtes Unternehmen, eine bestimmte Branche und einen bestimmten Markt sinnvoll ist.