Marktveränderungen in der Übersetzungsbrache und KI
Fremdsprachenübersetzungen – das klingt ganz klassisch nach Stift, Wörterbuch und Papier. Doch genauso wie sich Sprache kontinuierlich wandelt, verändert sich auch die Übersetzungsbranche. Aus dem technologiegeprägten Bereich sind Translation-Memory-Systeme, Terminologiedatenbanken und CAT-Tools schon lange nicht mehr wegzudenken. Und auch künstliche Intelligenz hat vor mehr als 5 Jahren ihren Einzug in das Übersetzungsgeschäft gehalten. Egal ob online durch DeepL und Google Translate oder in mobilen Apps: Übersetzungen auf Knopfdruck sind längst im Alltag angekommen. Warum das für die Sprachbranche mehr Chance als Bedrohung bedeutet, erklärt Andrea Modersohn, Geschäftsführerin der in Böblingen beheimateten oneword GmbH.
Was ist das Erfolgsrezept für Euer Business?
Internationale Kommunikation ist seit Jahren ein Wachstumsmarkt, mit dem wir überproportional mitwachsen. Da viele Unternehmen während der Corona-Krise mit angezogener Handbremse unterwegs waren, ist der Nachholbedarf im Moment umso größer und die Trends der letzten Jahre setzen sich verstärkt fort: Ausbau von Digitalisierung, Automatisierung und künstlicher Intelligenz, die den Kostendruck unserer Kund:innen ausbalancieren, auch in der Übersetzungsbranche. Einerseits steigen die Aufwände und es gilt zum Beispiel, eine große Zahl von Kommunikationskanälen und Sprachen qualitativ hochwertig zu bedienen, andererseits gilt es, Kosten zu reduzieren und Prozesse effizienter zu gestalten. Beidem werden wir gleichermaßen gerecht.
Unser Erfolgsrezept besteht aus vier wesentlichen Zutaten: Innovation, Qualität, persönlicher Bezug und Anpassung an Kundenbedürfnisse. Im Gegensatz zum Markttrend, der durch ständige Merger und Unternehmensaufkäufe geprägt ist und folglich zunehmend „Superagenturen“ entstehen lässt, setzen wir den Fokus ganz klar auf Übersetzungsqualität und innovative Prozesse. Als unabhängiges, mittelständisches Unternehmen können wir uns ganz persönlich und tiefgehend auf die Prozesse und Anforderungen unserer Kund:innen einstellen.
Übersetzungen sind mittlerweile online oder per App auf Knopfdruck zu bekommen. Ist das nicht eine riesige Bedrohung für Euch und die gesamte Sprachbranche?
Maschinelle Übersetzung an sich ist kein neues Feld, die ersten Systeme gab es schon in den 1960er Jahren. Aber lange Zeit waren die Ergebnisse eben sprachlich holprig, inhaltlich falsch oder im besten Fall einfach unterhaltsam. Durch den Einzug neuronaler maschineller Übersetzung in den letzten 5 Jahren, vielen bekannt zum Beispiel durch DeepL, haben sich die Ergebnisse und damit auch die Einsatzmöglichkeiten deutlich verbessert. Uns war früh klar, dass wir nach diesem Quantensprung die „Übersetzungen auf Knopfdruck“ auch endlich sinnvoll innerhalb des Business nutzen können, um den Bedürfnissen unserer Kund:innen nach schnelleren Übersetzungen und geringeren Kosten gerecht zu werden.
Ihr bietet also zusätzlich zu menschlichen Übersetzungen auch maschinelle Übersetzungen für Eure Kund:innen an. Was ist denn der Vorteil im Gegensatz zu den Systemen, die man kostenfrei nutzen kann?
Mit unserem Service MTPE (Machine Translation + Post-Editing) kombinieren wir das Beste von Mensch und Maschine. Wir prüfen zuerst, ob sich die Texte unserer Kund:innen überhaupt für maschinelle Übersetzung eignen, denn es gibt etliche Fallstricke, bei denen MT keinen Sinn ergeben würde. Anschließend wählen wir das am besten geeignete System aus einer Vielzahl an Anbietern aus, denn je nach Sachgebiet und Sprachrichtung haben die Systeme ihre Stärken und Schwächen. Dann erst erfolgt der eigentliche Maschineneinsatz, bei dem Texte durch die Maschine vorübersetzt werden. Danach kommt wieder der Mensch ins Spiel: unsere Posteditor:innen, also Fachübersetzer:innen mit Zusatzqualifikation im Bereich MT, prüfen den maschinellen Output sozusagen „auf Herz und Nieren“ und korrigieren Fehler, die in längeren Fachtexten immer auftreten. Das reicht von falschen Bezügen über Auslassungen bis hin zu riskanten Sinnfehlern. Bei uns ist maschinelle Übersetzung also ein Baustein innerhalb eines mehrstufigen Prozesses, an dessen Anfang und Ende immer Menschen einwirken, um die Eignung, die beste Technik und schlussendlich die Korrektheit der Übersetzung sowie die Einhaltung aller Anforderungen sicherzustellen. Das bietet die „reine“ Übersetzung auf Knopfdruck natürlich nicht.
Wenn die Branche sich so sehr wandelt und Technologie und KI schon eine so große Rolle spielen, wie schafft Ihr es da, den Anschluss nicht zu verpassen?
Wir arbeiten seit jeher innovativ und sind nah dran an unseren Kund:innen, um deren Herausforderungen proaktiv an- und mitzugehen. Die Vielzahl unterschiedlicher, teilweise sehr komplexer Übersetzungsprozesse erfordert immer wieder ein Neu- und Hineindenken. Dafür brauchen wir eine kontinuierliche Optimierung, stete Informationsgewinnung und produktive Partnerschaften mit Technologieanbietern.
Seit einigen Jahren entwickeln wir eigene Softwarelösungen und -services, um den Kundenanforderungen nach mehr Automation und Prozessgestaltung flexibler begegnen zu können.
Ansonsten sind wir sehr aktiv auf Branchenevents, in Netzwerken und auf fachspezifischen Kongressen vertreten. Wir haben ein großes Expertenwissen in unseren Fachbereichen, das für Vorträge, Beratung und Beiträge in Fachmedien immer wieder gefragt ist. Und unsere Vernetzung mit Toolanbieter:innen und Expert:innen in angrenzenden Bereichen der internationalen Kommunikation helfen uns, am Puls der Zeit zu sein und über den Tellerrand zu schauen.
Steigende Technologisierung, irgendwann vielleicht auch perfekter Maschinen-Output: Ist die Sprachbranche denn noch ein Bereich mit Zukunft? Warum sollten sich junge Menschen für oneword als Arbeitgeber entscheiden?
Big Data, mehr Content-Erstellung, mehr Zielmärkte: Nicht nur die Technologisierung steigt, sondern auch das jährliche Übersetzungsvolumen. Der Bedarf an Übersetzungen und vor allem an begleitenden Prozessen ist also ungebremst hoch. Das Handling der Übersetzungsprojekte erfordert eine hohe Lernbereitschaft und Vielseitigkeit durch den schon erwähnten kontinuierlichen Wandel.
Wir leisten in vielen Bereichen Pionierarbeit, zum Beispiel bei MTPE, also im Bereich KI, oder auch als tätiges DIN-Mitglied im Normungsausschuss für die Entwicklung neuer Branchenstandards oder eben bei der Entwicklung neuer, modernerer Übersetzungssoftware und -lösungen.
Diese Spannweite an Angeboten kann man nur schaffen, wenn Mitarbeiter:innen topqualifiziert sind, die Materie durch und durch verstehen und den Spielraum bekommen, innovativ zu werden. Daran arbeiten wir tagtäglich in einem sehr offenen und kreativen Miteinander. Wir fördern, dass sich unsere Mitarbeitenden nach ihren Interessen einbringen und Verantwortung übernehmen. Auch haben wir moderne Arbeitskonzepte wie mobiles Arbeiten eingeführt und setzen auf flache Hierarchien und moderne Führungsstile, die die persönliche und berufliche Weiterentwicklung fördern.
Und was macht für Euch die Region Böblingen so interessant?
Böblingen ist unsere Heimat, sowohl für uns beide Geschäftsführende Gesellschafter als auch für das Unternehmen: Vor bald 20 Jahren haben wir oneword in Böblingen mit damals noch sehr kleiner Mitarbeiterzahl gegründet. Seitdem sind wir personell stark gewachsen, was wir dank unseres Standortvorteils im Softwarezentrum Böblingen/Sindelfingen (SBS) auch räumlich immer umsetzen konnten. Das SBS steht dabei fast stellvertretend für die ganze Region: von kleinen Start-Ups oder Kleinstunternehmen über Hidden Champions bis zu multinationalen Konzernen ist in der Region alles vertreten. Wir schätzen die gute Vernetzung und das unternehmerische Klima der Stadt und des Umkreises und fühlen uns hier nach wie vor sehr gut aufgehoben!
Über oneword:
Die oneword GmbH ist seit zwei Jahrzehnten Qualitätsführer für Sprachdienstleistungen und strategischer Partner für individuelle Übersetzungslösungen. Zertifiziert nach ISO 17100 und ISO 18587, aktives DIN-Mitglied im Normungsausschuss für Terminologie und Übersetzungsdienstleistungen sowie zertifizierter Partner von Quanos (SCHEMA ST4), RWS und Across. Daneben entwickelt oneword eigene Softwarelösungen und -services.
Unsere maßgeschneiderten Übersetzungsprozesse sind so einzigartig wie unsere Kund:innen. Dank langjähriger Erfahrung, umfangreichem Know-how und innovativer Services bieten wir in allen Belangen der vertrauensvollen Zusammenarbeit höchste Qualität. Dabei setzen wir auf unser bewährtes Terminologiemanagement, effiziente Softwarelösungen – und auf die Expertise von rund 850 handverlesenen muttersprachlichen Übersetzer:innen, Lektor:innen und Posteditor:innen. So unterstützen wir namhafte Unternehmen und machen sie in über 85 Sprachen kommunikationsstark.
Über Andrea Modersohn:
Andrea Modersohn ist Geschäftsführende Gesellschafterin der oneword GmbH in Böblingen. Sie studierte Ost- und Westslawische Philologie mit Schwerpunkt Linguistik sowie Soziologie an der Universität Tübingen, gründete vor fast 20 Jahren die oneword GmbH und setzt ihren Schwerpunkt im Unternehmen neben Geschäftsführungsthemen auf den Bereich HR/Personalentwicklung.
oneword GmbH
www.oneword.de
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