Die Businesswochen für die Region BB starten am 14.10.2024

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Interview

Thorsten Piel

Volker Siegle, Organisator der Businesswochen für die Region BB, im Gespräch mit Thorsten Piel

Mehr denn je gilt: „Ungewissheit ist eine Gewissheit, es liegt an Ihnen, wie Sie darauf reagieren.“ – ihr bietet einen Veranstaltungsabend mit dem Titel „Marktplatz der Unsicherheiten“ an, den du zusammen mit Ulla Phillips im Rahmen der 13. Businesswochen für die Region Böblingen anbietest. Der Titel scheint den Zeitgeist punktgenau zu treffen. Lieber Thorsten, bitte erkläre mir, was sich genau dahinter verbirgt.
Es geht um Angst, nebulöse Zustände sowie Stasis und darum, wie unser Gehirn auf Unsicherheiten reagiert und mit ihnen umgeht. Anhand aktueller Forschungsergebnisse bringen wir den Teilnehmerinnen und Teilnehmern diese Themen auf entspannte Weise näher. Dabei werden wir gemeinsam alltagstaugliche Tipps erarbeiten, die im Umgang mit der allgegenwärtigen Unsicherheit helfen. Ziel ist es, Möglichkeiten zu finden, wie jede Person besser mit ihren Unsicherheiten umgehen kann.

Du sprichst die lockere Atmosphäre an, die wahrscheinlich in diesem Zusammenhang besonders wichtig ist.
Ja, das ist uns besonders wichtig. Es ist kein Zufall, dass wir als Location den „FreiRaum“ in Böblingen ausgewählt haben. Dieser bietet sowohl Raum für Austausch und Kennenlernen als auch die Möglichkeit, leicht und entspannt zu lernen. Der Abend darf unterhaltsam sein, die Menschen sollen in einen Dialog gebracht werden. Wir bieten Methoden an, mit denen die Teilnehmenden am Ende des Abends neue Wege gefunden haben, besser mit Unsicherheit umzugehen. Unabhängig von den Methoden wird dabei deutlich, dass wir mit unseren Ängsten nicht allein sind – wir alle haben Ängste.

Wen wird euer Format, das aus einem Wechsel von Impulsvortrag, Workshop und Austausch besteht, besonders ansprechen?
Aus unserer täglichen Arbeit wissen Ulla und ich, dass Unternehmen, Organisationen und Führungskräfte aktuell unter vielfältigen Unsicherheiten leiden. Täglich müssen strategische Entscheidungen für die Organisation, deren Mitarbeitenden sowie für sich selbst getroffen treffen. Dabei sind Ängste eine oft vorhandene aber meist hinderliche Begleitung. Führung in die Zukunft und der Umgang mit Unsicherheiten sind heute essenzielle Fähigkeiten, die Führungskräfte in der sogenannten VUKA-Welt – einer Welt voller Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität – besitzen oder entwickeln müssen. Zu unserem Marktplatz der Unsicherheiten ist jeder und jede herzlich willkommen, die sich eine neue Art des Umgangs mit Unsicherheit erarbeiten möchte.

Wer ist Ulla Phillips, und was dürfen wir von ihr erfahren?
Ulla ist leider heute nicht hier. Wir beide arbeiten seit einigen Jahren zusammen und haben gemeinsam das Seminar-Konzept „Vom Führen in unsicheren Zeiten“ etabliert. Ulla ist Neuropreneurin, und im Zentrum ihrer Arbeit steht die Faszination für das menschliche Gehirn. Sie verbindet ihre wissenschaftliche Expertise aus der Neurowissenschaft mit unternehmerischen Ansätzen, um Wege im Umgang mit Unsicherheit aufzuspüren. Für Ulla ist das Gehirn nicht nur ein Organ der Informationsverarbeitung, sondern eine Quelle für Kreativität, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. In ihrer Arbeit betont sie, dass unser Gehirn bereits über alle Ressourcen verfügt, die wir benötigen, um mit Unsicherheiten umzugehen.
Es gilt, diese Fähigkeiten bewusst zu nutzen, indem wir uns Zeit nehmen, um zu reflektieren, Neugierde bewahren und offen für neue Perspektiven bleiben. Ulla schafft dabei Räume, in denen Menschen ihre eigenen Denkprozesse besser verstehen und aktiv einsetzen und so Unsicherheiten als Chance sehen können.

Du bist Business Facilitator und übernimmst an dem Veranstaltungsabend genau diese Rolle – was genau bedeutet das und welche Aufgaben gehören zu dieser Rolle?
Mein heutiger beruflicher Leistungsumfang liegt in der Begleitung von Organisationen und Menschen in Transformations- und Innovationsprozessen, wie es heute so schön heißt. Ich schaffe einen Rahmen, in dem sich die Menschen vertrauensvoll aufgehoben fühlen. Dabei vermeide ich nach Möglichkeit, aktiv Inhalte einzubringen, sondern ausschließlich Methoden und „Rahmen“, ich hoffe, das ist verständlich!? Es ist meine Hauptaufgabe, Kommunikations- und Perspektivwechselprozesse zu fördern. Ich sorge dafür, dass alle Beteiligten ihre Ideen austauschen und gemeinsam gewünschte Inhalte und Ansätze erarbeiten können. Dabei bleibe ich möglichst neutral und öffne den Raum für alle, sodass jede Stimme gehört wird. So helfe ich Gruppen und einzelnen, eigenständig Entscheidungen zu treffen und Ziele zu erreichen. Es ist meine tiefste Überzeugung, dass jede Gruppe und jede Einzelperson die Bewältigung spezifischer Herausforderungen in sich trägt; ich helfe lediglich beim „Auspacken“ und „in Betrieb nehmen“. In dieser Funktion leiste ich meinen Beitrag auch bei der Gestaltung unseres Marktlatzes der Unsicherheiten als Ergänzung zu Ullas Arbeit.

Das heißt wahrscheinlich, dass man, wenn man sich von Anfang an wohlfühlt und auf Augenhöhe begegnet, freier agiert und sich dem Thema und seinen Empfindungen öffnet?
Genau. Es geht darum, den Menschen ein Ankommen zu ermöglichen, ihnen ausreichend Zeit und Raum zu geben, um sich mit ihren eigenen Themen zu verankern. Dabei entsteht ein Momentum, das ein bewusstes Eintauchen in das Thema fördert. Manchmal ist man vielleicht noch gedanklich bei Alltagsproblemen, wie einem tropfenden Wasserhahn, den man zwei Stunden zuvor nicht zum Stoppen bringen konnte. Aber der Abend soll den Raum bieten, sich ganz auf das Thema einzulassen,

Das hört sich zwar sehr wertschätzend an, hat aber auch die Konsequenz, dass man dieses Format nicht zu 100 Prozent im Vorfeld planen kann, da du dich auf die unterschiedlichsten Gegebenheiten vor Ort und spontan einlassen musst.
Richtig. Es geht darum, in einer unterhaltsamen, lockeren und gelösten Atmosphäre Freude zu haben. Wir als Veranstalter gehen mit einer neugierigen Haltung in den Abend und sind gespannt, worauf wir reagieren müssen. Die Haltung des Facilitators ist es, achtsam mit dem umzugehen, was passiert und daraus ein Angebot zu machen, wie die Gruppe weiter vorgehen kann. Natürlich haben wir eine Agenda, aber wenn sich eine alternative Dynamik entwickelt, werden wir mit Mut und Leidenschaft darauf eingehen und flexibel damit arbeiten. Wenn nicht auf dem Marktplatz der Unsicherheiten, wo dann!?